Keines
von Anuradhapuras (2007: 63.280 Einw.) vielen historischen Gebäuden, die über eine
Fläche von 40 Km² verstreut liegen, befindet sich im
Originalzustand. Das ist kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass
die Stadt oft zerstört und wieder aufgebaut wurde, bevor sie im
Jahr 1017 ihre Funktion als Hauptstadt verlor. Fast alle der Ruinen,
die heute noch vorhanden sind, sind die Überreste von
Klosteranlagen. Die Hauptklöster, wie auch die königlichen Paläste
lagen westlich des Malwatu Oya River, nahe der drei großen
Wasserbehälter, jenseits der heutigen modernen Stadt.
Die
drei wichtigsten Klosteranlagen sind der Mahavihara, der auf das 3.
Jahrhundert v. Chr. zurückreicht, als der Buddhismus aufkam; das
Abhayagiri Kloster, erbaut unter Vattagamani (89 bis 77 v.Chr.) und
Jetavana Vihara, das sich im 4. Jahrhundert n.Chr. von letzterem
löste. Alle anderen Klöster waren Prioreien dieser drei großen
Hauptklöster, trotz ihrer weitgehend unabhängigen Existenz.
Das
Anhayagiri Kloster liegt nördlich der Citadelle. Ursprünglich 'Uttara
Vihara' (nördliches Kloster) genannt, wurde es nachträglich nach dem
König genannt, der es erbaute: Vattagamani Abhaya. Dieser König
wurde im Jahre 103 n.Chr. von den Tamilen abgesetzt und war
gezwungen über lange Jahre versteckt zu leben. Eines seiner
Verstecke waren die Höhlen von Dambulla. Der Mönch Mahatissa, der
aus Mahavihara vertrieben worden war, half ihm zurück auf den Thron.
Aus Dankbarkeit schenkte der König ihm Land nördlich der Stadtmauer.
Als das Volk begann die Vertreibung des Mönches aus dem orthodoxen
Mahavihara zu kritisieren, schlossen sich ihm 500 weitere Mönche an
und gründeten im Gegenzug Uttara Vihara mit Mahatissa als Abt. Er
akzeptierte die Lehre des Mahayana Buddhismus und des Tantrismus,
die zu dieser Zeit noch neu waren, und erlaubte die Anbetung
von Bodhisattvas (buddhistische Heilige).
Trotzdem
beide Buddha dienten, befanden sich die Klöster von Mahavihara und
Abhayagiri seit dieser Zeit in ideologisch kontroversen Positionen.
Letztgenanntes Kloster genoss königliche Unterstützung, nicht
zuletzt durch die Verwahrung der 'Reliquie des heiligen Zahns' und
entwickelte sich zu einer führenden theologischen Institution mit
weitreichenden Verbindungen, bis nach China, Burma und selbst Java.
Die Ausgrabungen, unterstützt durch
die UNESCO, haben zwischenzeitlich etwas Licht in die Geschichte
dieses riesigen Klosterkomplexes gebracht. In der Hochzeit lebten
hier 7.000 Mönche auf 240 ha Anlagenfläche. Das großartige
Mahatissa-Fahsien Museum (benannt nach dem Klostergründer und einem
chinesischen Reisenden, dessen Berichte einen Besuch in Anuradhapura
enthalten) im modernen Komplex, südlich der großen Dagoba des
Klosters, vermittelt einen Eindruck des historischen Kontextes und
des klösterlichen Lebens der damaligen Zeit. Außerdem ist eine
Sammlung neuerer Ausgrabungsstücke ausgestellt.
Wenn
Sie Ihre Besichtigungstour auf der Ostseite der Anlage beginnen,
treffen Sie auf ein Meisterwerk damaliger Architektur, das sich
nahtlos in die Landschaft einpasst: Kuttam Pokuna oder die
'Zwillingsteiche' bestehen aus zwei rechteckigen Becken (das
nördliche 30x17x5 Meter, ist 12 Meter kürzer und ungefähr 1 Meter
weniger tief als das südliche), deren Wände nahtlos und stufenförmig
aus behauenem Stein zusammengesetzt sind, so dass die Mönche,
unabhängig vom Wasserstand ihr Bad nehmen konnten.
Die
vier Eingänge zu den Teichen sind mit 'Kumbakalasa' geschmückt,
massive Steinvasen mit Lotusblüten. Eine imposante Naga Stele
bewacht den Lauf des Wassers durch ein ausgeklügeltes Filtersystem
in das nördliche Bassin. An der nördlichen Ecke befindet sich ein
weiterer kleiner Pool, der unterirdisch mit Wasser aus dem nächsten
Becken versorgt wird. Geschickt arrangierte Überläufe hielten
Sedimente u.ä. zurück und gestatteten ausschließlich klarem,
gefiltertem Wasser den Zulauf in die Becken.
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